Team Miri & Laura

Vor einigen Monaten hat das Termin- & Kassensystem studiolution eine Azubi-Förderung ins Leben gerufen mit dem Ziel den Nachwuchs in der Beautybranche zu fördern.

5 Betriebe wurden am Ende rausgesucht. Die Azubis sind eingestellt, die Förderung fließt und wir haben zum ersten Mal per Videocall die Azubis kennengelernt. Im Rahmen des ersten Ausbildungsjahrs werden wir die Betriebe und deren Azubinen begleiten und über alle Höhen und Tiefen berichten.

Los geht’s mit unseren 2 Damen aus Münster: Geschäftsführerin Miriam von Haar Expert Miriam Gerding und Azubine Laura.

Hi ihr zwei! Wie alt seid ihr?
Miriam: 39
Laura: 20

Es gibt einen bekannten Spruch „An den Schuhen kann man viel über eine Person erkennen“. Wir tauschen eben Schuhe mit Lieblingsserien aus 😉 Also – welche Serien guckt ihr gerne auf Netflix & Co?
Miriam: And just like that, Der Lack ist ab, Bad Banks
Laura: New Girl, Brooklyn 99, Sex Education, Inventing Anna und Wednesday finde ich aktuell super.

Was macht ihr, wenn ihr nicht im Geschäft oder Schule seid?
Miriam: Ich verbringe Zeit mit meinen Kindern und unserem Hund. 🥰 Ansonsten findet ihr mich auf der Pilatesmatte, im Wohnmobil oder auf dem Motorrad.
Laura: Mit meiner Katze kuscheln, lesen, Musik hören. Aktuell bringe ich mir selber das Häkeln bei.

Miriam, warum bist du Friseurin geworden?
Miriam: Während meiner Schulzeit konnte ich im elterlichen Geschäft mein Taschengeld mit leichten Tätigkeiten aufbessern und habe schnell gemerkt, dass ich meine kreative und offene Art in diesem Beruf ausleben kann. Der Beruf fordert mich gleichermaßen körperlich wie auch geistig. Ich verlasse abends glücklich und zufrieden meinen Arbeitsplatz.
{Anmerkung der Redaktion: Miriam kommt aus einer Friseur-Familie, Mama, Papa und Schwester sind alle Friseurmeister:innen. Seit April 2022 hat Miriam das Geschäft ihres Vaters übernommen und hat es umgebaut und ein Rebranding gemacht.} 

Miriam, 3 Dinge, die du an deinem Job liebst?
1.     Das „Finish“, also das Stylen der fertigen Frisur
2.     Das zufriedene Lächeln der Kund:innen
3.     Die Vielseitigkeit, die der Beruf mit sich bringt

Und nun 3 Dinge, die dich an deinem Job nerven?
1.     Über den Preis nörgelnde Kund:innen
2.     Die teilweise geringe Wertschätzung unserer Arbeit
3.     Kund:innen die ohne Absage nicht zu ihrem Termin erscheinen sowie große Lücken im Terminkalender

Laura, nun zu dir. Deine Eltern fragen dich warum du Friseurin werden willst? Was antwortest du?
Es ist für mich der erste Schritt zur Maskenbildnerin, dafür braucht man eine abgeschlossene Ausbildung zur Friseurin.

Du besuchst das Anne-Frank-Berufskolleg in Münster. Was sind deine Lieblingsfächer?
Laura: Englisch und Sport

Und dein Hassfach?
Laura: Mathe. Aber am Berufskolleg ist es nicht ganz so schlimm.

Du bist erst seit September bei Miriam im Geschäft. Was war der lustigste Moment bis jetzt bei dir im Salon?
Laura: Als wir unserer Kollegin mit kurzen Haaren, die Extensions meiner anderen Kollegin angeheftet haben!

Was würdest du unbedingt ausprobieren wollen im Salon / an Kund:innen?
Laura: Ich würde gerne mal eine Frisur für eine Hochzeit oder ein besonderes Event machen.

 

Laura, Friseur:in wird man vor allem, wenn man Leidenschaft für diesen Beruf empfindet, und nicht, weil man über Nacht Millionär:in wird (ist aber trotzdem möglich). Inwiefern spielt das mehr Gehalt durch die Azubi-Förderung für dich eine Rolle?
Meiner Meinung nach ist Friseur:in ein Beruf, der mehr bezahlt werden müsste. Jede:r braucht früher oder später mal einen Haarschnitt und der Beruf wird auch nicht aussterben. Der Aufwand und die Handarbeit, die für einen Haarschnitt, eine schöne Frisur oder eine neue Haarfarbe nötig ist, ist nicht gerade klein. Das sollte auch in Form von mehr Gehalt belohnt werden. Allgemein werden Handwerksberufe unterbezahlt, etwas mehr Gehalt macht die Berufe vielleicht etwas attraktiver, da man dann auch was für die harte Arbeit bekommt, die man leistet.

Miriam, als Gewinnerin der Azubi-Förderung erhält dein Betrieb einen Zuschuss i. H. v. 300 € pro Monat für das erste Ausbildungsjahr. 150 € ist für den Betrieb und 150 € für die Auszubildende. Inwiefern hat der Zuschuss die Suche nach Nachwuchs beeinflusst?
Dank des Sponsorings hat die Onlineplattform Ausbildung.de Laura und mich zusammen gebracht. Für mich ist ganz klar, dass wir uns den Nachwuchs selbst ausbilden müssen, wenn wir weiterhin Fachkräfte in unseren Salons stehen haben möchten. Ich glaube wir machen es uns oft leicht und springen auf den „Ich-bekomme-keinen-Azubi-wegen-Fachkräftemangel-“ Zug auf. Ausbilden ist Mehrarbeit, zeitintensiv, kostet Nerven und es gibt keine Sicherheit, dass die Ausbildung auch abgeschlossen wird oder der Azubi im Anschluss in meinem Unternehmen bleibt. Rund 1/3 der Friseurazubis beenden ihre Ausbildung vorzeitig ohne Abschluss. Und auch wenn der Azubi in NRW im ersten Lehrjahr leider nur 610 € verdient, muss ich als Unternehmerin in Vorleistung gehen bis der Azubi, der neben der Berufsschule nur dreieinhalb Mal die Woche im Betrieb ist, eigene Umsätze erwirtschaftet. Ich erhalte einige Bewerbungen. Wir müssen es nur tun!

Fazit: Ich freue mich riesig über eure monetäre Unterstützung, auch wenn wir den Weg aus Überzeugung sowieso gegangen wären! Mir persönlich als Gründerin gibt die Förderung zusätzlich Sicherheit.

Laura, im Rahmen der Azubi-Förderung hast du ein Sponsoring-Paket von den Partnern im Wert von ca. 1000 € geschenkt bekommen. Wie war das für dich?

Es war überwältigend so viel auf einmal zu bekommen, hat sich angefühlt wie Weihnachten und Geburtstag zusammen.

Miriam, der Beruf Friseur:in oder Kosmetiker:in hat oftmals ein Imageproblem. Wenn du zwei Wünsche frei hättest, welche zwei Punkte könnten das Image besser machen?

1. Ich wünschte wir Friseur:innen und auch die Kosmetiker:innen könnten ihre eigene innere Haltung zum Beruf verbessern! Wie oft höre ich „einfach etwas abschneiden“. Es ist nicht einfach! Es ist ein Handwerksberuf mit drei intensiven Ausbildungsjahren und es gibt so viele verschiedene Techniken zu erlernen, die wiederum an den unterschiedlichen Köpfen und Haaren ihre Anwendung finden, selbst wenn es später einfach und gekonnt aussieht. Wir sollten uns viel selbstbewusster präsentieren und mit unseren Kund:innen mehr über angewandte Techniken sprechen, um dieses Bewusstsein rüber zu bringen.

2. Ich wünsche mir eine höhere Wertschätzung für unseren schönen Beruf!

Was denkst du muss sich in der Branche tun, um den Beruf für den Nachwuchs attraktiver zu machen?

Miriam: Ich denke wir müssen uns viel mehr Sichtbarkeit verschaffen und Aufklärungsarbeit leisten. Aus meiner Sicht ist der Friseurberuf der schönste Beruf, den es gibt! Friseurinnen und Friseure sind glückliche Menschen! Wir arbeiten mit Menschen zusammen, können kreativ sein, erschaffen etwas, was am selben Tag fertig gestellt wird, machen unsere Kund:innen glücklich und erhalten direktes Feedback.

Um dies besser vergüten zu können und dem Ausbilder / der Ausbilderin einen zusätzlichen Anreiz zu verschaffen, sollten Ausbildungsbetriebe daher aus meiner Sicht Unterstützung erhalten.

Auf welche Bereiche / Schwerpunkte legst du bei der Ausbildung von Nachwuchs besonders Wert?

Miriam: Auf die Beratung und den Kundenumgang, das Farbverständnis, das Frisieren und auf Schneidetechniken. Außerdem versuche ich meine Azubis aus der eigenen Motivation heraus zu entwickeln und ihre Fähigkeiten und Interessen entsprechend zu fördern.

Laura, kurz zurück zur Schule: welche Fächer fehlen dir bis jetzt in der Schule? z.B. wird über Digitalisierung gesprochen?
Über Digitalisierung wurde bis jetzt noch gar nicht gesprochen, Social Media wird auch nicht behandelt, obwohl es im Beruf allgegenwärtig ist. Generell ist die Schule technisch nicht gerade gut ausgestattet. Für Projektionen wird immer noch ein alter Overhead-Projektor verwendet. An Fächern würde mir Kunst/Gestalten fehlen, da Friseure sich sehr viel kreativ betätigen und dies dort gefördert werden könnte.

Laura, dein:e BFF möchte auch Friseur:in werden. Welchen Rat würdest du geben?
Stell dich darauf ein, dass der Friseurberuf viel mehr als nur Haareschneiden ist. Es ist sehr wichtig viel Geduld zu haben, da man auch Mal mit schwierigen Kund:innen konfrontiert wird und es auch mal stressig werden kann, wenn viel los ist.

Du bist zwar frisch dabei aber hat sich durch die Ausbildung etwas an deiner Meinung über das Berufsbild geändert?
Laura: Ich habe definitiv mehr Respekt für den Beruf entwickelt, es ist auf jeden Fall kein Beruf für jedermann. Ein Haarschnitt braucht eine gewisse Präzision und auch Strähnen machen sieht einfacher aus, als es ist. Vor allem habe ich das Föhnen unterschätzt, dafür muss man mit beiden Händen gleichzeitig umgehen können. Das ist schwieriger als man denkt.

Letzte Frage: Verrate ein Geheimnis über dich:
Miriam: Ich fahre gerne schnelle Autos mit viel PS, 40t LKW oder gemütlich Motorrad. Mein persönliches Highlight war ein Fahrertraining auf einem Gletscher in Sölden mit richtig starken Autos. Ich kann sogar, entgegen des Klischees, gut einparken! 😁 ABER ich bin eine ganz grottige Beifahrerin.
Laura: Ich hatte schon sämtliche Haarfarben, blau war davon die hartnäckigste und sah absolut schrecklich aus, als es sich ausgewaschen hat.

Vielen Dank fürs Mitmachen Laura und Miriam. Hat echt Spaß gemacht eure Meinungen zu hören und wir freuen uns sehr, euch zu begleiten für das erste Ausbildungsjahr.

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